Ich beginne diesen Bericht mit lauter Fragen.
Wer sie beantworten kann, war auch dabei oder kennt die VATH-Szene gut.
- Weshalb ist man bereit, zwischen Pest und Cholera zu wählen, um ein Nachtessen zu geniessen, das man eigentlich auch daheim machen könnte?
- Weshalb melden sich 20 Personen mit ihrem Hund ohne zu zögern und erst noch voller Freude zu etwas an, das wahrscheinlich die wenigsten kennen?
- Warum freuen sich 28 Personen zwischen ca. 20 und ca. 65 Jahren wie Kleinkinder auf Weihnachten auf einen bestimmten „Los geht’s“ –Ruf an einem eben auch bestimmten Samstag?
- Und was bringt 24 Personen dazu, gar nicht an die abschliessende Pest oder Cholera zu denken, sondern munter plaudernd mit total 29 Hunden umherzuziehen?
Nun also meine Erklärung zu all diesen Fragen…. Ca. im März verschickte Bea (Ferkinghoff, Aktuarin VATH) die Einladung zum VATH-Plauschwochenende, das ja eben immer am letzten Mai-Wochenende stattfindet, zum dritten Mal wieder im südlichen Schwarzwald in Bonndorf-Holzschlag, im Landhaus Waldheim bei Brigitte und Arthur.
28 Personen mit 39 Hunden haben sich angemeldet und die meisten bereits für Freitag. Jetzt kommt die Antwort auf Frage eins: Die Freitagabende vor den Plausch-Wochenenden sind so urgemütlich, dass man Pest (Autobahn A1) oder Cholera (Autobahn A2) wählt und mehr oder weniger mühsame Fahrten auf sich nimmt, um eben mit der ganzen Truppe Spaghetti mit diversen Saucen zu geniessen. Sie schmecken köstlich, und einige Teilnehmende haben derart viel Ausdauer, dass jeweils der arme Arthur, der den Haufen hüten müsste, irgendwann nach Mitternacht kapituliert und zeigt, wo welche Lichter gelöscht werden müssen.
Am Samstagvormittag konnte man sich – Achtung, Antwort auf Frage 2 – laut Jeannette für „Trickdog“ anmelden bei einer Brigitte Pfister. So wie 19 andere, habe ich das natürlich auch gemacht. Und: Es hat unglaublich Spass gemacht. Brigitte hatte für jedes Team etwas, nahm Rücksicht auf Charaktere von Hund und Mensch und sämtliche Gesichter zeigten das typische Cattledog-Lachen (sorry, Kelpiemenschen…). Ja, es werden eben nur tolle Sachen angeboten und ich glaube, bei allen 20 Personen steht fest, dass wir die Brigitte dereinst wieder bei einem Event dabei haben wollen. Wir müssen ihr nur noch beibringen, dass sie die Distanzen in der kleinen Schweiz relativiert bzw. in ca. 2 Jahren stimmt für sie Punkt 1 auch…
Während der Trickdog-Zeit haben Jeannette und Maegis im Wald wieder etwas vorbereitet und sie sagten auch noch, sie hätten direkt frei am Vormittag.
Am Nachmittag, gestärkt nach Salat und Wienerli, wurden eben alle langsam aber sicher äusserst kribbelig. Man drängelte sich zum Plauschparcour und war gespannt, was Jeannette und Maegis wieder ausgeheckt hatten. Damit es zügig vorwärts ging, konnte man frei auf den Waldspaziergang, wo diverse Fragen lauerten.
Also, endlich erklang – Antwort auf Frage 3 – Jeannettes „Los geht’s“ und 28 kribbelige Hundeführer liessen sich den Parcour erklären. Es ist einfach unglaublich, was für Aufgaben da warteten. So nebenbei erfuhren wir auch noch, dass eine Extra-Wertung stattfinde für die Wahl zum gesanglichen VATH-Superduett. Eine Gitarre stand da. Der Einstieg in den Parcour auf Kübeli-Stelzen an einer Schnur, synchron Hund über einen Laufsteg, war sehr schwierig, aber es landete niemand auf einem Hund und man durfte herzhaft lachen. Aber es gab natürlich auch Könnerinnen und Könner und die erhielten neidlosen Applaus. Damit der Bericht nicht 10 Seiten lang wird, pflücke ich nur die absoluten Highlight-Posten raus. Aber hier muss ich noch etwas anmerken: Früher haben wir beim Organisieren immer die Notfallnummern von Veterinär- und Humanmedizinern griffbereit gehabt, das ist Geschichte, aber langsam müsste der VATH einen Posten Pampers für Erwachsene anschaffen und an solche Events mitnehmen. Es ist einfach nicht zu überbieten, wie die Hunde mit all ihren facettenreichen Möglichkeiten versuchen herauszufinden, was jetzt wohl verlangt wäre. Beim Duettsingen mussten sie ja mitsingen. Die Reaktionen waren einfach unglaublich und eben, wir haben auf jeden Fall Tränen, mindestens Tränen gelacht. Ein Hund (ich habe nicht alle gesehen), der tat seinen Unmut kund, er wollte kein Duett singen, er biss kurzerhand in die Gitarre (sie blieb ganz, aber er hätte wohl schon ein bisschen wie ein Hardrocker gespielt damit…). Wer gewann? Später später. Der letzte Posten war so ein typischer Maegis-Posten. Ein harmloses Podestli, wo der Hund liegen musste. In einiger Entfernung so ein komisches Ding, wo die zugehörige Person sich hinstellen musste. Dass irgend eine Verbindung von unter dem Podest zum komischen Ding war, wo sie die Person hinstellen musste, sah man schon. Aber die Wirkung: Es machte quitsch-quitsch-quitsch, und unter dem Podest, also ca. 30 cm. unter der Schnauze des Hundes, wurde von Maegis ein Stofftier gezogen. Und da gab es verblüffende Dinge zu sehen: Hunde, die bis zum letzten Posten völlig aufgedreht waren, wo kaum jemand gewettet hätte, das die nur eine Sekunde zögerten, die lagen da und beobachteten das über den Boden huschende Ding mit so einer blamierten Mine – unglaublich. Dann andere Hunde, wo eigentlich klar war, die können alles, die beschlossen dann eben, dass es ihnen jetzt reicht und jetzt wollten sie schauen, weswegen die Zweibeiner so unverständlich grölten.
Der Fragenspaziergang im Wald war sehr schön angelegt, die Fragen waren spannend und man konnte, oder hoffte wenigstens man könnte, allfällige Schnitzer im Parcour ausbügeln. In Abwesenheit haben Jeannette und Maegis Birgitta Scherz mit mir zusammen als Team nominiert und ich hoffte ganz ganz fest, dass ich die arme Birgitta nicht blamieren würde. Denn eben, vor einem Jahr war ich simpel grotteschlächt und Birgitta ist einfach sehr wissend und zudem eine absolute tolle Hündelerin und es wäre mir echt peinlich gewesen, sie zu blamieren. Es kam gut, wir vier wurden immerhin 4.
Das Spitzenduett? Ja, das war wirklich gut gewählt: Also Regula und einer ihrer Boys war an der Reihe. Auf Regula und ihre Hunde – egal welcher es ist – freue ich mich immer speziell. Die Vierbeiner haben eine so unglaubliche Mimik und finden so geniale Lösungen für die verschiedenen Aufgaben. Wen also verwundert es, dass der Hund, als Regula zur Gitarre griff und derart von Herzen „o Sole mio“ sang, völlig baff und mit offenem Maul von ihr wegtrabte um leicht in Deckung zu warten, ob nicht vielleicht noch ein anderes Lied käme. Eigentlich ist es richtig, haben sie gewonnen, es war nicht nur Gesang, sondern es war direkt wie in der Oper, auch noch gespielt.
Den Abend verbrachten wir im Reichenbächle, ein sehr sehr gastfreundliches Haus und wir assen sehr köstlich. Mein Wunschdessert jedenfalls konnte ich nicht mehr am Samstag essen, ich verschob dies auf Sonntag.
Achtung, Antwort auf Frage 4! Am Sonntag ging es nach dem Frühstück auf eine wunderbare Wanderung und wir wussten nun, weshalb wir nicht den kürzesten Weg zur Anfahrt nehmen durften: Es gab ca. 1 Monat vor unserem Treffen einen Taifun, offenbar mit Stärke 2, der einfach Schneisen in den Wald frass und Häuser abdeckte. Es war sehr eindrücklich zu sehen, welche Schäden angerichtet wurden und auch die Betroffenheit eines Landwirts zu spüren ging unter die Haut.
Aber trotz diesem traurigen Bild überwog doch eben die Freude darüber, welche Wonne es ist, mit 16 (ja ja, Tüpflischisser merken, dass die Zahl nicht stimmt, ich war auf der grossen Tour mit, und da waren eben 16) freilaufenden Hunden unterwegs zu sein. Ziel war eben wie schon angetönt das Reichenbächle, das uns wieder im Garten eine Tafel reservierte wo wir halt wieder Abschied nehmen mussten von Gleichgesinnten, von einer schönen Landschaft, von tollen Vierbeinern um wieder via Pest oder Cholera in den Alltag zurückzukehren.
Ja, und praktisch kein Thema mehr ist das Wetter: Es war einfach schön.
Liebe Jeannette, lieber Maegis, es war unglaublich toll, ich kann mich immer nur wiederholen, aber es ist so spannend und köstlich und überraschend, was ihr immer auf die Beine stellt. Herzlichen Dank einfach.
Susanne Oppliger