Was dieses Wochenende für die VATH-Mitglieder bedeutet, sieht man schon daran, dass ich kurz nach dem Plauschwochenende im Schwarzwald von vier Personen gebeten wurde, dann sicher zu schauen, dass genügend Zimmer reserviert seien, man wolle dann auf jeden Fall teilnehmen. Ich konnte sie allesamt beruhigen, denn erstens war die Heimat gut gerüstet und zweitens würde die offizielle Einladung von Bea schon kommen, aber eben alles zu seiner Zeit.

Die Einladung zeigte dann auch, dass es ein unglaubliches Wochenende geben würde:  Aus ganzen  24 (!) Trainingsblöcken konnte man wählen, jedes Können war berücksichtigt und als krönender Abschluss  war auch der Plauschparcour programmiert. Am Freitag war strahlend schönes Wetter, so dass man sich richtig zwingen musste, warme und wasserdichte Kleider einzupacken. Wir machten uns auf jeden Fall schon recht früh auf den Weg, um dann vor dem Nachtessen noch gemütlich im Zimmer einzuziehen, Hund zu versorgen, etc. Wir kamen in Wilderswil an und was trafen wir? Ein völlig gefüllter Parkplatz beim Hotel Heimat, strahlende Hündeler, kläffende ACDs und Kelpies und mitten drin Herrn Zumbrunn, der vor dem Ansturm in der Küche noch schaute, dass auch jedes Auto sein Plätzchen hatte. Ja, fast alle waren schon am Freitag angereist und Zumbrunns fanden sogar noch Lücken  für die Camper. Ich ging schnell mit CC pinkeln und als ich zurückkam, begann ich, die VATHer zu begrüssen. Oh, wir hatten ein neues Mitglied, das bereits von Monique und Jack eingesetzt wurde, die beiden vierbeinigen Herren zu handeln, derweil Monique im Auto nach dem Nötigen suchte. Mein erster Gedanke: Oh, ja, Cattledog würde gut zu dieser strahlenden Frau passen und ich begrüsste sie auf jeden Fall „hündelig“ grad schon mal per Du. Oh, nein, nix da mit Cattledog oder Kelpie, ihr Herz gehört einer anderen Rasse und sie war nämlich die Hoteliere, die die Hunde “parkieren“ half.

Im Nachhinein bin ich eigentlich froh ist es so, denn man stelle sich vor, dass Herr und Frau Zumbrunn  ja dann logisch auch am Arbeitswochenende teilnähmen – wo sollten wir dann unsere Heimat finden? Ja, das Hotel  Heimat in Wilderswil ist schon unsere Heimat, wir haben es sehr genossen.

Regula hatte den Fahrplan für Trainings logisch sehr eng gesteckt. Ich habe mir vorgenommen, wenn möglich jeden beendeten Trainingsblock zu befragen, damit ich möglichst ein gutes Gesamtbild geben könnte.  Ich hoffe einfach, das Nachfolgende gebe einen stimmungsmässigen Eindruck von den beiden Tagen.

Es wurde auf den beiden Plätzen parallel gearbeitet, AGI unter kundiger Führung von Michel, VM unter Regula und Annette. Etwas ausserhalb zeigte Mägis die Grundlagen von MT. Alle Teilnehmenden waren hell begeistert nach den Trainings, bei der VM-Gruppe  spürte man fast schon den Ehrgeiz unter den Teilnehmenden. Die Agi-Gruppe war begeistert vom massgeschneiderten Training, das Michel bot und MT begeisterte die Schnupperer nicht weniger. Aber: Einerseits verlor ich mich im Staunen und Miteifern, andererseits kamen Rückmeldungen wie „es hat Spass gemacht“, „wir haben viel gelernt“, „das wäre auch noch etwas für uns“, „oh, ich glaube, ich habe die Hundesportart die zu mir und meinem Hund passt gefunden“. Alle sagten strahlend, wie toll es war und wie alle Leitenden auf das Niveau, die Eigenarten, die Bedürfnisse der Teams eingingen. Auch die Gruppen, die von den Aussenposten zurückkamen, strahlten, fachsimpelten. Ja was will man mehr?

Nur, ich war irgendwie noch nicht glücklich mit meinem Text, der sich ja hätte in meinem Kopf bilden sollen. Plötzlich merkte ich, was mir drehte und surrte….

Hier kommt es jetzt für Aussenstehende vielleicht zu unverständlichen Sätzen, aber je nun, wir VATHer verstehen sie. Es gibt halt die Cattle- und die Kelpie-Gruppe und beide lieben sich herzlich und necken sich nicht minder liebevoll. Als angefressene ACD-Halterin fiel mir natürlich auf, dass es mittlerweile wirklich nicht einfach Zufall ist, wenn es keine ACD-Rauferei gibt, die Cattles sind gesitteter, ohne ihr Naturell zu verlieren. Schon seit einigen Jahren mussten wir nicht mehr zu einem Tierarzt. Dazu gebührt ganz sicher auch den Züchtern und Züchterinnen in der Schweiz ein Danke. Bei den Kelpies hingegen glaube ich, ab und zu ein fast cattlehaftes Verhalten zu bemerken im Umgang mit Artgenossen. Oder machte sich da der Geist (siehe unten) bemerkbar?

Ich habe mich bei meinen Betrachtungen einerseits beim Longieren, andererseits beim Agility völlig verloren. Plötzlich ist mir ein Unterschied zwischen den beiden Rassen aufgefallen, der ganz sicher nicht wissenschaftlich belegt ist, der nicht von einer Fachperson abgesegnet wurde, sondern ich empfinde ihn aufgrund meiner Augen, meines Gefühls, einem Gespräch mit einem Australier vor vielen Jahren, der ACDs verabscheut (wenn ein Hund, würde er vielleicht einen Goldie nehmen, sagte er) und Ausführungen von unserer technischen Leiterin Regula in einem Jahresbericht, wo sie über Kelpies philosophierte….

Es gab also sowohl beim Longieren als auch beim Agility Hunde, die es beherrschten und auch solche, die Anfänger sind. Die Cattles und die Kelpies kläffen im Zweifelsfall.  Beim Longieren haben die meisten Cattles genau so schnell wie die Kelpies die Aufgabe begriffen, sie fanden Spass, suchten Blickkontakt um zu gefallen, neue Aufgaben entgegen zu nehmen und natürlich ja die Belohnung nicht zu verpassen. Die Kelpies begannen zum Teil sehr bald, Varianten zu machen mit einem Blick der sagte: Jaja, man kann es schon so machen, wie du sagst, aber schau, das da ist lustiger….. Und sie hüpften über das Band und gleich wieder raus, einfach zum Brüllen köstlich. Bei Überforderung zeigen beide ein ähnliches Verhalten – die Körperhaltung, Ohrenstellung, züngeln, aber der Cattle scheint klar und deutlich zu sagen, „ja, ja, ist schon gut, aber ich kann jetzt grad nicht mehr, wir besprechen es heute nach dem Nachtessen“, oder ähnlich, auf jeden Fall macht er liebevoll/untertänig/trotzig nichts mehr, bis man ihm z.B. mit einer anderen Aufgabe eine Brücke baut und ihn so wieder motivieren kann. Der Kelpie lässt sich doch rasch wieder überzeugen und macht weiter.

Beim Agility war es noch deutlicher, bzw. die ganz ganz besondere Art der Kelpies kam noch deutlicher zum Vorschein…  (Ja, ich bin absoluter Cattled-Dog-Fan aber ich liebe die Kelpies).

Die Hunde denken ja mit und sie lieben diese Sportart, das hatte ich das Gefühl. Wenn ein ACD einen Fehler machte, hat er seine Körperhaltung verändert, oft sogar etwas Tempo weggenommen. Aber fast nonstopp haben sie vor sich hin gebellt, fast wie wenn sie hadern würden mit dem Parcour, der Aufgabe, oder dem Hundeführer. Da ich ACD etwas besser lesen kann als Kelpies, ist es mir zuerst bei ihnen aufgefallen (übrigens auch ein Hauch von schnellem Blick zu Chefin oder Chef, wenn ein Stängeli fiel). Aber dann kamen zwei Kelpies, die zugegebenermassen sicher nicht nur von der gestarteten Klasse her ganz oben arbeiten, die waren einfach schlicht unglaublich. Aber diese zwei Hunde sind dann noch etwas anderes als Hunde, denn die können sprechen, sie schimpfen mit dem Chef oder der Chefin, sie kommentieren ihren Lauf. Ihr glaubt mir dies nicht? Also, dann nehmt euch einmal die Zeit und betrachtet sie an einem Wettkampf oder kommt in einem Jahr ans Arbeitswochenende. Und hier kommt es: Laut Regulas Recherchen ist der Kelpie eben nicht ein Hund, sondern eigentlich ein schottischer Wassergeist oder Wasserdämon. Laut Wikipedia wechselt der Kelpie gerne die Gestalt, oft erscheint er den Menschen als Pferd (heutzutage offenbar als Hund). So, da haben wir’s.

Also die beiden Kelpies, die mich so faszinierten, waren Kiama und Eroy. Beide schliessen wahrscheinlich während dem Parcour ihr Maul nie. Aber was sie sagen… Bei Kiama bin ich sicher, dass sie folgendes sagte, als sie falsch in den Slalom einstieg und zurückgepfiffen wurde. Sie stellte sich vor ihre Chefin hin, kläffte sie an und ich glaube sie sagte, „tue mer nie meh der Wäg abschnide, hesch verstange!!“  Sie wiederholten den  Lauf in einem Affentempo, es passierte das gleiche, das doch recht zierliche Hundchen stellte sich vor die Chefin, kläffte in einer Lautstärke und Vehemenz, es wurde fast vom Boden  abgehoben und ohne wenn und aber starrte es ihrer Chefin ins Gesicht! „Was ha-n-i gseit? Wen ig i däm Winku mues afo, cha-n-is gar nid richtig – bisch säuber tschuld!!!“ (Alles in Richtung hohem C und ca. 100 Dezibel). Sie wiederholten es nochmals, siehe da, es klappte gut beim Einstieg in den Slalom, dann übersprang das Geistwesen eine Stange, bremste sofort ab, vollendete jedoch den Slalom unter einem speziellen Kläffen (weniger grell), das wahrscheinlich etwa hiess „do cha ig jetzt nüt wäffälä, das nime-n-i uf mi!“ Bezeichnenderweise schaute sie ihrer Chefin auch nicht ins Gesicht.

Eroy ist ein ganz Besonderer: Kein Riese, fein, schnell, ultralaut, ultrahoch, und er ist bei der Sache…. Bei einem Lauf passierte ihm das Missgeschick, dass er ein Stängeli riss. Er donnerte weiter, duckte sich jedoch innerlich irgendwie und sein Gekläff ging über in ein „wauauauouuuoioi“ und dann noch, ich bin sicher, kläffte er „oiuiuistängeliabeuioiwoiwou“.

Ja, sie sind mindestens genau so anstrengend wie die Cattles, nur viel frecher dem Chef oder der Chefin gegenüber….  Und ich war halbtot vom zuschauen.

Am Sonntag wurde am Vormittag noch in den einzelnen Sparten gearbeitet und alle warteten gespannt auf den Höhepunkt des Wochenendes, nämlich auf den Plauschparcour, den Jeannette und Mägis vorbereiteten. Sie hatten wieder ein riesiges Auto voller möglicher und unmöglicher Dinger dabei und alle rätselten, was es wohl diesmal alles gebe. Damit der Parcour nicht 3 Stunden dauern würde, haben sie Parallelparcours aufgestellt.  Ja, es hatte alles dabei, was das Herz von Hund und Mensch erfreut…  Und auch da gab es Posten, wo so viel Witz und Charme der Hunde zutage kam, etwa mit dem Klebeball auf die Zielscheibe. Einfach herrlich. Und es musste natürlich einerseits schnell gehen, die Zeit war ein Faktor, aber auch das Gelingen an den Posten. Da sah man auch die Unterschiede der Halterinnen und Halter (was gibt mehr Punkte, schnell und weniger Punkte an den Posten oder möglichst viel perfekt und dafür langsamer?) Es mussten dann noch Ausscheidungsläufe absolviert werden und da war es sehr köstlich, wie plötzlich die Hundeführerinnen und –führer fast noch lauter wurden als ihre Hunde. Ja, Wettrennen, Wetteifer und Humor sind ansteckend. Und manch ein Zweibeiner versuchte liebevoll-versteckt chli zu „förtelen“, was jedoch den wachen Augen von Jeannette und Mägis nie entging.

Es hat Spass gemacht, Danke ganz herzlich den beiden. Ihr seid einfach unglaublich. Und: Es war gar niemand grotteschlächt….

Für alle gab es Preise, alle erhielten einen 3kg Sack mit einem sehr sehr guten Futter, bei uns zu Hause wollen auf jeden Fall unsere Katzen auch einige „Brösmeli“ davon, wenn die Fütterung ansteht.

So, nun kommen noch die harten Fakten:

24 Trainingseinheiten

37 Menschen

46 Hunde

Schüsseln mit wundergutem Salat für die Mittagessen nebst Brot, Zopf, Fleisch, Käse

Ganz herzlich Dankeschön an:

- Regula und all ihre Mitleitenden

- Das Hotel Heimat für die „Heimat“

- Herrn Giorgio Borello, der Jolanda einen so unglaublichen Haufen Hundefutter  „Trainer“ mitgegeben hat als Preis für den Plauschparcour, dass wir alle völlig überwältigt waren

- Den Reiterhof, der uns erlaubt, das WC zu benutzen und die Reiterinnen, die sich ohne wenn und aber bereit erklärten, mit einem wunderbaren Pferd die Hunde zu testen

- Die halbwilden „Hängegleiter“, die bereit gewesen wären, mitten in einigen Hunden zu landen ohne zu schimpfen, wenn sie nicht vom Winde verweht worden wären…  Aber Achtung: Vielleicht klappt’s in einem Jahr?

- Petrus, der unglaubliche Mengen Regen schickte, als wir alles weggeräumt hatten und bereits im Golfhotel zum Abschiedstrunk sassen.

Bericht von Susanne Oppliger